Die Einschätzung der Deutschen zu den Konjunkturaussichten legen, so Marktforschungsinstitut GfK (Growth from Knowledge), deutlich zu. Ihre Einkommenserwartungen stiegen moderat und ihre Sparneigung gehe spürbar zurück. Allerdings nehme die Anschaffungsneigung nur minimal zu. Insgesamt verbessere sich das Konsumklima damit zum vierten Mal in Folge. Der Indikator steige in der Prognose für Juni im Vergleich zum Vormonat (revidiert -24,0 Punkte) um 3,1 Zähler auf -20,9 Punkte.
Neben dem leichten Anstieg der Einkommenserwartung sei es vor allem dem deutlichen Rückgang der Sparneigung zu verdanken, dass das Konsumklima seinen Aufwärtstrend fortsetze. Der Sparindikator verliere gegenüber dem Vormonat fast 10 Zähler und sinke auf 5,0 Punkte. Dies sei der niedrigste Wert seit August 2023. Damals wurden 0,5 Punkte gemessen.
Mit einem vierten Anstieg in Folge blieben die Einkommensaussichten auch im Mai dieses Jahres klar im Aufwind. Der Indikator gewinne aktuell 1,8 Punkte hinzu und klettere damit auf 12,5 Punkte. Allerdings habe sich der Zuwachs im Vergleich zu den drei vorangegangenen Monaten abgeschwächt. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres betrage das Plus mehr als 20 Punkte. Bessere Einkommenserwartungen seien zuletzt vor dem Ukraine-Krieg im Januar 2022 mit 16,9 Zählern gemessen worden.
Der Grund für den zunehmenden Einkommensoptimismus liege in der Kombination von beachtlich steigenden Löhnen, Gehältern und gesetzlichen Altersbezügen sowie in einer sinkenden Inflationsrate. So habe die Preissteigerungsrate nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes im April bei 2,2 Prozent gelegen. Sie liege damit sehr nahe am Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von etwa 2 Prozent. Dies führe zu realen Einkommenszuwächsen bei den privaten Haushalten und stärke deutlich die Kaufkraft.
Im Gegensatz zum Vormonat profitiere die Anschaffungsneigung im Mai nicht von den zunehmenden Konjunktur- und Einkommenserwartungen. Der Indikator trete weiter auf der Stelle und gewinne nur 0,3 Punkte hinzu. Er weise nun -12,3 Punkte auf. Seit mehr als zwei Jahren bewege sich die Anschaffungsneigung nun in einem Korridor von mageren -20 bis -10 Punkten und lasse bislang keinerlei Erholungstendenzen erkennen.
Nach wie vor hohe Preise bei Energie und Nahrungsmitteln sowie die anhaltende Verunsicherung und fehlende Planungssicherheit sorgten dafür, dass die Haushalte wenig in größere Anschaffungen investieren und ihre finanziellen Mittel eher – z.B. als Rücklagen für Notfälle – auf die Seite legen. Diese Kaufzurückhaltung werde auch durch die amtliche Statistik bestätigt. Nach ersten vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes dürften die privaten Konsumausgaben in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres zurückgegangen sein.
Die Hoffnungen der Menschen auf eine Belebung der deutschen Konjunktur im weiteren Verlauf dieses Jahres steigen: Der Indikator Konjunkturerwartung lege im Mai zum vierten Mal in Folge zu. Zudem falle der Zuwachs in diesem Monat mit einem Plus von 9,1 Punkten deutlich aus. Die Konjunkturstimmung klettere damit auf einen Wert von 9,8 Punkten.
Und nicht nur bei den Verbrauchern mehren sich die Stimmen auf eine leichte Erholung der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2024. Auch die Wirtschaftsexperten gingen davon aus, dass es zu einer Erholung kommen kann, wenn auch das Wachstum vermutlich schwach ausfallen wird. Die ersten Ergebnisse für 2024 seien tendenziell positiv: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes dürfte die deutsche Wirtschaft in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit +0,2 Prozent leicht gewachsen sein.
Veröffentlicht 29. Mai 2024
Quelle: GfK (Growth from Knowledge) und Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM)